Sebastian Kneipp

Sebastian Kneipp und seine Lehre

 

Sebastian Kneipp (1821 - 1897), der als "Wasserdoktor von Wörishofen" weltweit bekannt ist, war der Begründer der Lehre von der ganzheitlich orientierten gesunden Lebensweise und eines komplexen Naturheilverfahrens. Kneipp kurierte sich während seines Theologiestudiums mit kalten Tauchbädern, um die Folgen einer schweren Lungentuberkulose zu überwinden.

 

Allerdings ist Sebastian Kneipp nicht der Erfinder des Wasserheilverfahrens, vielmehr zählen Hydro- und Balneotherapie (Wasser- und Bädertherapie) nachweislich zu den ältesten Therapieformen der Menschheit. In der Neuzeit wurde dann die Entwicklung der Hydrotherapie in Europa maßgeblich durch den englischen Arzt Floyer (1649 - 1734), den deutschen Mediziner Hahn (1696 - 1773) sowie durch den in Gräfenberg wirkenden Bauernsohn Prießnitz (1799 - 1851) beeinflusst.

 

Sebastian Kneipp, dem einfachen Dorfpfarrer und medizinischen Laien, gebührt der Verdienst, die Gesundheitserziehung im Sinne einer einfachen und natürlichen Lebensweise sowie die naturheilkundliche Medizin gleichermaßen weiterentwickelt, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sie darüber hinaus auf eine wissenschaftliche Basis gestellt zu haben.

 

Neben den Wasseranwendungen setzte Kneipp in seiner Therapie bevorzugt auch Heilpflanzen ein. In seinen Veröffentlichungen und bei zahlreichen Vorträgen betonte er die Wichtigkeit ausreichender körperlicher Betätigung sowie einer einfachen und natürlichen Kost und mahnte auch eine körperlich-geistig-seelisch geordnete Lebensführung an.

 

Biographie

       Foto: Grebmer

 

Als Sohn einfacher Weber geboren, wuchs Sebastian Kneipp in dem kleinen Dorf Stefansried im bayrischen Schwaben auf. Seine Kindheit war geprägt von Entbehrungen und harter Arbeit. Der Wunsch des jungen Sebastian, Theologie studieren zu können, um katholischer Priester zu werden, schien aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie unerfüllbar.

 

Doch trotz größter Widrigkeiten - so verlor er all seine Ersparnisse beim Brand seines Elternhauses - gelang es ihm mit 23 Jahren, in das Gymnasium aufgenommen zu werden. Dies war nur möglich, weil Kaplan Merkle, ein entfernter Verwandter der Familie, ihn förderte und sich für ihn einsetzte. Während seiner Gymnasialzeit erkrankte Sebastian Kneipp schwer an Lungentuberkulose. Dennoch gelang es ihm unter größten Anstrengungen, seine Schulzeit abzuschließen und in München mit dem Theologiestudium zu beginnen.

 

In dieser Zeit stößt Sebastian Kneipp auf das Buch "Unterricht von Krafft und Würckung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen" des Arztes Johann Siegmund Hahn, das dieser 1738 geschrieben hatte und das durch den Ansbacher Gymnasialprofessor Oertel neu aufgelegt worden war. Angeregt durch diese Lektüre beschließt Kneipp, die Heilkraft des Wassers an sich selbst auszuprobieren. So beginnt er im November 1849 mit kalten Tauchbädern in der Donau, die er über die Wintermonate hinweg mehrmals wöchentlich durchführt. Dabei geht er folgendermaßen vor: Nach einem Fußmarsch zum Aufwärmen taucht er ganz in das kalte Flusswasser ein, kleidet sich dann - ohne sich abzutrocknen- wieder an und maschiert zurück.

 

Kneipp berichtet, dass er zunächst keine Veränderung seines Zustandes feststellen konnte. Erst nach längerem Anwenden der Bäder beobachtet er, wie sich sein Gesundheitszustand nach und nach verbesserte, bis er vollends gesund wurde. Bestärkt durch diese positiven Erfahrungen setzte Kneipp auch bei erkrankten Kommilitonen Wasseranwendungen ein - allerdings in gemilderter Form.

 

Nach Abschluß seines Studiums wurde Kneipp 1852 in Augsburg zum Priester geweiht. Auch während seiner Tätigkeit als Kaplan propagierte er die Wasseranwendungen, was ihm einerseits den Namen "Cholerakaplan" eintrug - er hatte Cholerakranke erfolgreich mit Wickeln und Auflagen behandelt -, andererseits aber auch eine Vorladung vor den Landrichter.

 

1855 wurde Sebastian Kneipp als Beichtvater an das Dominikanerinnenkloster in Wörishofen berufen, wo er sich neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit auch um den Wiederaufbau der Landwirtschaft des Klosters bemühte, die in der Zeit der Säkularisation (Verstaatlichung von Kirchenbesitz) sehr gelitten hatte. Unter anderem verfasste er mehrere Schriften über Futter- und Ackerbau, Kaninchen- und Bienenzucht.

 

1881 wurde Sebastian Kneipp Ortspfarrer in Wörishofen. Auch hier kurierte er Patienten mit Wasser- und Kräuteranwendungen und empfahl ihnen eine einfache und natürliche Lebensweise. Allerdings geriet er dadurch in einen permanenten Konflikt mit dem Gesetz und auch mit seinen kirchlichen Vorgesetzten.

 

1886 erschien das von Sebastian Kneipp in nur sechs Wochen verfasste Buch "Meine Wasserkur", das in viele Sprachen übersetzt wurde und Kneipp zu internationaler Bekanntheit verhalf. Nach dessen Veröffentlichung setzte ein ununterbrochener Zustrom von Heilungssuchenden aus der ganzen Welt nach Wörishofen ein.

 

In dem 1889 herausgegebenen Buch "So sollt Ihr Leben" gibt Kneipp Ratschläge für eine gesunde und naturnahe Lebensführung. Seine verstärkte Hinwendung zur Gesundheitserziehung ist auch durch seine rege Vortragstätigkeit belegt, die ihn in seinen letzten Lebensjahren quer durch Deutschland und Europa führte. Von Papst Leo XIII. wurde Sebastian Kneipp zum Monsignore und Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt und in Privataudienz empfangen.

 

Am 17. Juni 1897 starb Sebastian Kneipp nach mehrwöchiger Krankheit an einem Tumor im Bauchraum. Er wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme auf dem Wörishofener Friedhof beigesetzt.